Gerne bieten wir nachfolgend einer Besucher-Stimme zu unserem Konzert vom 10. Dezember 2017 Raum:
Unter dem Motto „Klassik trifft Gospel“ kam es am Sonntagabend in der Martin-Luther-Kirche mit dem Kammerchor d’accord Ulm wirklich zu einer denkwürdigen Begegnung der Stile: „Klassik trifft Gospel“ lautete das Motto, was in vielfacher Hinsicht ein Gipfeltreffen war:
Zum einen war es spirituelle Musik, die dem Kirchenraum und der adventlichen Jahreszeit vollumfänglich gerecht geworden ist: da waren Einlagen aus der ökumenischen Taizé-Tradition zu hören, da wurde ein Psalm, ein Halleluja, eine Fürbitte, ein Vaterunser und am Schluss der Segen musiziert. Martin Luther hat es im Reigen der andern Gesänge verziehen, als nach Texten des Kirchenlehrers Augustinus ein „Ave Maria“ ertönte, ein frühbarockes Gebet an die Gottesmutter von Giulio Caccini aus dem frühen 17. Jahrhundert. Eines, beim dem der Swing im Bass für jeden hörbar war, der diesen barocken Swing aus Altitalien hören wollte.
Es war bei der Programmgestaltung zugleich eine internationale Note unüberhörbar, denn Schweden, England, Amerika, Israel und Portugal grüßten musikalisch nacheinander die interessiert zuhörenden Gäste. Berührend auch, als Markus Romes einen jungen Sänger vorstellte, der das komplette Programm mit dem Chor einstudiert hatte, der übers Jahr wunderbar in die Chorgemeinschaft hineingewachsen ist und der trotzdem als afghanischer Flüchtling nicht genau weiß, ob er nächstes Jahr wieder mitsingen darf, weil eine Rückführung nach Kabul droht.
Die Streichergruppe mit Musikerinnen des Philharmonischen Orchesters Ulm war trefflich aufgestellt, wohlklingend beschwingt geriet BWV 147 „Jesus bleibet meine Freude“ von Thomaskantor Johann Sebastian Bach; auch Dietrich Buxtehude war zwischen den ansprechend instrumentierten Gospelteilen kein Fremdkörper. Der sehr weite Bogen zwischen den entfernten Musikepochen wurde immer wieder überraschend, und doch stilistisch ausgewogen, neu aufgespannt. Genial das „Geistliche Lied“ von Johannes Brahms. Es ist nur als Orgelfassung überliefert, was Markus Romes nicht hinderte, eine neue Fassung für Chor und Streicher aufzuführen, die eindrückliche Facetten aufdeckte; das war hochromantisch gefärbt und zugleich strahlte die Musik nordische Klarheit aus.
Auch bei den Chorsätzen von Hans Christian Jochimsen, Eric Whitacre und Ola Gjeilo merkte man, dass diese zeitgenössischen Tonsetzer die gesamte Musikgeschichte kennen und gekonnt aus dem großen Fundus der Tradition schöpfen, so dass an diesem Abend zwischen Klassik und Gospel kein schroffer Kontrast entstand, sondern ein sich gegenseitiges Interpretieren und Beleuchten. Eindrücklich auch Janis Pfeifer, der Ulmer Nachwuchspianist, der neben seinem klassischen Klavierspiel mühelos dem Piano groovende Klänge entlockte und mit dem Flügel feinste Jazz-Akkorde in den Kirchenraum stellte. Auch da also Begegnung von Musikwelten, die üblicherweise im Konzertbetrieb unvermittelt nebeneinander laufen.
Als dann Harry Berger im zweiten Teil des Konzerte mit dem Tenorsaxophon durch machtvolle Klänge die Gesänge von der Orgelempore herab auffrischte, entlockte Markus Romes dem Chor letzte Klangreserven, ohne dass nach neunzig Minuten anspruchsvollem Gesang irgendwelche konditionellen Grenzen hörbar geworden wären. Ein großer Abend, langer Applaus und Zugaben für die Zuhörer der gut besuchten Lutherkirche. Arthur Wall
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